Wie lassen sich 100.000 Pflegekräfte reaktivieren?

Ohne OP-Kraft läuft nichts! Wie lassen sich Fachkräfte zurückgewinnen?

Wie wird der Pflegeberuf wieder attraktiv? Überall herrscht Einigkeit darüber, dass mehr Pflegekräfte gebraucht werden. Was fehle, sei eine langfristige Reform des Pflegeberufs und eine spürbare Entlastung. Zwischenzeitlich ist es empfehlenswert, mit den Pflegekräften, die Ihr Haus verlassen, in Kontakt zu bleiben. „Aus den Augen – aus dem Sinn“ ist keine Haltung. Sinnvoller ist es, die Weichen dafür zu stellen, dass man sich zwei Mal sieht im Leben – hoffentlich wieder im OP!

Ohne OP-Kraft läuft nichts! Wie lassen sich Fachkräfte zurückgewinnen?

„Woran es in der Pflege wirklich fehlt“ titelte die Augsburger Allgemeine vor wenigen Wochen. Beeindruckend ist in dem Artikel eine Zahl, die Franz Wagner, der Präsident des Deutschen Pflegerats, nennt. Er schätzt, dass über 100.000 Menschen, die über eine Pflegeausbildung verfügen, nur Teilzeit arbeiten oder ausgeschieden sind. Der Grund dafür seien die belastenden Arbeitsbedingungen. Er appelliert, dass diese Pflegereserve reaktiviert werden müsse. Auch, wenn von den 100.000 Menschen nur ein gewisser Prozentsatz zurückgewonnen werden könne, sei vielen Kliniken schon geholfen.

Pflege muss wieder attraktiv werden

Gleichzeitig, so der Tenor, müsse die Pflege wieder attraktiver werden und Kündigungsursachen systematisch abgestellt werden. So bleibt fraglich, ob die Ideen, die im Entwurf eines Beschlusspapiers zur Klausur der CSU im Bundestag fixiert wurden, wirklich Früchte tragen können. So sollen Pflegekräfte 5.000 Euro erhalten, wenn sie gerade ihre Ausbildung beendet haben und weiter im Pflegeberuf arbeiten. In Krankenhaus-Kitas soll eine gesicherte Nachbetreuung gewährleistet sein und 500 Millionen Euro sollen für die Ausstattung von Krankenhäusern und Pflegeheimen mit Hightech und Robotic bereitgestellt werden.

Realistische Anreize setzen

Wie so oft, scheint man dabei vergessen zu haben, die Pflegekräfte nach ihren Bedürfnissen zu fragen. Pflegekräfte wollen ihre Kinder in der Regel nicht über Nacht abgeben, sondern wünschen sich geregelte Arbeitszeiten, die ein Familienleben zulassen. Sie brauchen nicht die neusten und teuersten High-Tech-Arbeitsmittel, doch funktionierende Standards, die tagtäglich im Einsatz sind, sind wichtig. Eine Prämie ist schön, doch Arbeitsbedingungen, die es ermöglichen, den Wunschberuf bis zur Rente auszuführen, wären noch attraktiver.

Reform der Pflege

Wie wird der Pflegeberuf wieder attraktiv? Dazu gehöre – nach Schweizer Vorbild – dass die Personalbemessungskriterien überarbeitet werden und verbindlich gelten und die Einstiegsgehälter auf 4.000 Euro angehoben werden. So die diskutierten Vorschläge. Schließlich herrscht überall Einigkeit darüber, dass mehr Pflegekräfte gebraucht werden. Was fehle sei eine langfristige Reform des Pflegeberufs und eine spürbare Entlastung.

Aus den Augen – aus dem Sinn?

Zurück zu den 100.000 Fachkräften in der Pflegereserve: Pflegen Sie das Netzwerk zu den Menschen, die Ihr Haus verlassen haben? In der Regel gilt: Aus den Augen aus dem Sinn. Doch für Kliniken sind ehrliche Antworten, warum jemand gekündigt hat, wichtige und weichenstellende Informationen. So wie Elite-Universitäten das Netzwerk der Alumni pflegen, ist es angebracht, auch mit ehemaligen Pflegekräften den Kontakt zu halten und in wertschätzender Beziehung zu bleiben.

Mit etwas Glück sieht man sich im Leben zwei Mal – und das wäre wünschenswert, denn jede Pflegekraft ist wertvoll.

Herzliche Grüße, Ihre

Josephine Ruppert & Bernhard Stiegelmayr

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