von Josephine Ruppert
Mein Highlight des Jahres stand bevor – eine Woche Sommerurlaub mit meinem Mann! Wie sehr ich mich darauf freute! Sonne, gute Laune, weit weg vom Alltagsstress – herrlich! Aber irgendwie kam dann doch alles ganz anders.Erst einmal zumindest.
Der Tag, an dem wir beschlossen, bald in den Urlaub zu fahren, war einer der heißesten des Jahres. Bei 38 Grad Außentemperatur musste ich nicht lang überlegen und stimmte meinem Mann schnell zu, als er vorschlug, nicht ans Meer, sondern in die Berge zu fahren. Das Ultental in Südtirol wollten wir uns erwandern – auf 1.200 Metern Höhe würden die Temperaturen sicherlich erträglicher sein als bei uns im Flachland.
Sommer, Nebel, 5 Grad
Vier Wochen später, am Abreisetag, verfluchte ich diese Entscheidung. In Augsburg war es mit 13 Grad extrem kalt, und die Wettervorhersage für die bevorstehende Urlaubswoche sah auch nicht viel besser aus. Eilig wegzukommen hatte ich es überhaupt nicht, und meine Laune war so schlecht, dass mein Mann irgendwann die Wohnung verließ und erst drei Stunden später wiederkam. Wortlos reisten wir ab. Im Gepäck: Daunenjacken, Wollpullover, dicke Socken. Von wegen Sommerurlaub!
Nach drei Stunden schweigender Autofahrt kamen wir im Ultental an, nur noch 5 Grad, Nebel und strömender Regen. Da half auch das brennende Kaminfeuer in der Lobby unseres Hotels nicht mehr. Wir aßen noch schnell etwas und gingen dann ins Bett, selbst zum Kofferauspacken fehlte mir die Energie. Wie hatte mein Mann das nur geschafft, mich dazu zu überreden, in die Berge zu fahren? Ich war sauer auf ihn.
Seelenbalsam pur
Am anderen Morgen stand ich um halb acht frierend in meinem Morgenmantel auf dem Balkon und wärmte mir die Finger an der ersten Tasse Kaffee. Frustriert schaute ich in den Nebel. Ob wir wieder zurückfahren sollten? Und arbeiten? Da wäre die Zeit doch wesentlich sinnvoller genutzt als hier! Doch auf einmal lichtete sich der Nebel. Es dauerte keine Minute und ich sah die Sonne – als glühenden Feuerball, der über die Berge stieg und sich durch die Wolken schob. Und nur eine halbe Stunde später war der Himmel blau! Begeistert weckte ich meinen Mann und zeigte ihm die grünen Wiesen, die Berge mit ihren weißen Spitzen und die Ultentaler Schafe, die auf den Weiden standen. Eine Bilderbuchgegend hatte er da ausgesucht!
Wir schnürten die Wanderstiefel und wanderten aufs Mutegg – bei sehr kühlen 12 Grad, windig war es auch, aber die Sonne schien, jeder von uns ging in seinem Tempo, in aller Ruhe und Gelassenheit setzten wir einen Fuß vor den anderen, Seelenbalsam pur! Und dann auf 2.658 Meter hohen Gipfel des Muteggs genossen wir einen einzigartigen Rundblick auf die Bergwelt. Zurück im Tal gönnten wir uns eine ausgiebige Wellnesseinheit mit Ganzkörpermassage, ließen müde und befreit bei hervorragendem Essen und einem sehr guten Rotwein den Tag ausklingen – und an diesem Abend waren wir nicht die Ersten, sondern die Letzten, die ins Bett gingen!
Wir kosteten diesen Urlaub aus bis zur letzten Minute – machten tolle Wandertouren, entspannten und erholten uns völlig, waren begeistert von unserem Hotel und dem unglaublich guten Essen dort. Es passte einfach alles! Und am allerschönsten war das Ultental selbst – geprägt von jahrhundertealten Bäumen und Bauernhöfen, sind hier traditionelle Lebensweise und Naturverbundenheit zu Hause. Für gestresste Menschen der beste Ort, um zu entschleunigen, befanden wir. Den nächsten Sommerurlaub haben wir schon gebucht!