Schweine-Zyklus im OP? Wie die Pandemie akuten Personalmangel verdeckt

Hat die Corona-Pandemie die Personalsituation in den Kliniken entschärft und nachhaltig verbessert? Oberflächlich betrachtet, mag es so wirken, als sei der akute Personalnotstand im OP momentan weitestgehend behoben. Einige Häuser befinden sich gar in heller Vorfreude, sehen in dieser Entwicklung die Chance, sich von der vermeintlichen Last und Abhängigkeit etablierter Personaldienstleistungen loszusagen. Doch kann diese einfache Rechnung aufgehen? Oder trügt der Schein und wir erleben lediglich eine diffuse Übergangssituation, die Ruhe vor dem Sturm? Wie Sie jetzt weitsichtig handeln und was das Ganze mit dem Schweinezyklus zu tun hat, erfahren Sie hier.

Schweinezyklus antizyklisch Personalservice Personalmangel Corona Pandemie
Personalmangel ade oder nur eine Frage der Zeit? Antizyklisch planen im OP
Schweinezyklus antizyklisch Personalservice Personalmangel Corona Pandemie
Personalmangel ade oder nur eine Frage der Zeit? Antizyklisch planen im OP

Was der Schweinezyklus mit der Personalsituation im OP zu tun hat

Kennen Sie den „Schweinezyklus“? Das Modell erklärt die periodischen und zeitverzögerten Schwankungen auf Agrarmärkten in Abhängigkeit von Angebot, Nachfrage und Preis. Konkret: Bei hohen und lukrativen Marktpreisen investieren Agrarwirt*innen in die Schweineproduktion, so dass es zeitverzögert zu einem Überangebot kommt, der zum Preisverfall führt. Also steigen die Agrarwirt*innen wieder aus der Schweineproduktion aus… bis das Unterangebot an Schweinefleisch die Preise wieder steigen lässt. Antizyklisches Verhalten wäre weitsichtig, um von den zeitverzögerten Reaktionen des Marktes zu profitieren.

Übertragen wir die Mechanismen des Schweinezyklus auf die Personalsituation im OP, so wird deutlich, dass seit Jahrzehnten ein chronischer Mangel an Fachkräften herrscht und die Nachfrage dauerhaft höher ist als das Angebot. Dieser Dauerzustand ist durch die Corona-Pandemie erstmalig verändert. Es scheint, als sei neuerdings ausreichend Personal vorhanden, doch dieser Zustand ist fragil und wird nicht von Dauer sein.

Schweinezyklus
Abb.: Schweinezyklus nach: WilfriedC, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Personalmangel ade? Der Schein trügt

Die derzeitige Situation mag oberflächlich betrachtet so wirken, als sei der Personalmangel im OP behoben. Doch der Schein trügt. Die Corona-Pandemie hat zum größten Konjunktureinbruch der letzten 70 Jahre geführt und selbstverständlich sind auch Krankenhäuser davon betroffen:

  • Elektive Eingriffe finden teilweise nicht statt, führen zu Umsatzeinbrüchen und werden auf eine unbekannte Zukunft verschoben.
  • Aus Angst vor der Zukunft reagieren viele OP-Kräfte wie erstarrt und versuchen, die Situation zu überwintern. Sie bleiben in ihrem Job bzw. in Vollzeit, obwohl sie unzufrieden sind. Doch gedanklich ziehen derzeit ein Drittel der Pflegenden eine Kündigung in Betracht.
  • Zusammenbrüche in anderen Branchen (wie z.B. der Gastronomie) führen dazu, dass es einen Zufluss zu den Pflegeberufen gibt, obwohl Motivation und Qualifikation fraglich sind.

Vorausschauend und antizyklisch handeln

Teilweise gibt es eine verfrühte Freude, nicht mehr auf Personaldienstleister angewiesen zu sein und ab sofort alles in Eigenregie stemmen zu können. Dies soll erreicht werden, indem beispielsweise die Zahl der Auszubildenden drastisch erhöht wird und Quantität vor Qualität zählt. Verträge mit Personaldienstleistern werden derzeit ohne weitsichtige Betrachtungsweisen aufgelöst.

Um jedoch weitsichtig und antizyklisch zu handeln, sind folgende 4 Entwicklungen zu beachten:

1. Zeitliche und örtliche Flexibilisierung

Vielerorts scheint es, als sei der Einsatz von Zeitarbeitskräften komplett überflüssig geworden. Doch die Erfahrung zeigt, dass es die Zeitarbeit ist, die sich aufgrund ihrer Flexibilität nach der Krise als erstes wieder erholt. Es ist davon auszugehen, dass eine örtliche und zeitliche Flexibilisierung der Arbeit auch nach der Pandemie Standard sein wird. Lebensläufe sind nicht mehr linear und gerade die junge Generation hat andere Ansprüche im Leben. Der Wunsch nach Selbstverwirklichung nimmt zu. So ist beispielsweise der Wunsch nach Auszeiten im Leben keine Ausnahme, sondern Standard. Es ist selbstverständlich, mehrere Male im Leben den Wohnort zu wechseln und in Teilzeit zu arbeiten. Kliniken sind mit flexiblen Modellen und der Integration von Zeitarbeit gefordert, sich auf die Bedürfnisse der neuen Generation einzustellen, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben.

Flexibilität hat Ihren Preis – Starrheit auch

Mit Zeitarbeit bleiben Kliniken flexibel und agil und können kostensicher kalkulieren. Zu bedenken ist, dass die gezahlten Stundensätze leistungsbasierte Komplettpreise sind, die Urlaubs- und Krankheitszeiten mit abdecken. Urlaube werden in der Regel nicht während der Einsätze, sondern zwischen den Einsätzen geplant, so dass Sie sicher, transparent, flexibel und agil planen können und Ihre Kosten kennen. Laut Barmer-Pflegereport sind Pflegekräfte doppelt so lange krankgeschrieben wie andere Berufsgruppen. Das Risiko liegt nicht bei Ihnen, sondern beim Personalleasing-Unternehmen Ihres Vertrauens.

2. Überalterung der Gesellschaft

Bis zum Jahr 2035 wird die Zahl der Erwerbsfähigen in Deutschland um vier bis sechs Millionen sinken. Die geburtenstarken Jahrgänge erreichen den Ruhestand, während die geburtsschwachen Jahrgänge ins Berufsleben eintreten. Die Lebenserwartung steigt an und der Bedarf an Pflege- und Gesundheitsdienstleistungen nimmt zu. Somit wird auch der Bedarf an Pflegekräften weiter steigen und der Kampf um die besten Talente nach der Pandemie neu entfacht. Die Nase vorn haben Kliniken, die es schaffen, ihre Arbeitgebermarke zu stärken und sich nachweislich als fairer, interessanter und guter Arbeitgeber zu positionieren. Mitarbeiter*innen wollen sich mit ihren Idealen und Werten einbringen können. Ist dies nicht möglich, ist die junge Generation schnell bereit, den Arbeitgeber oder sogar die gesamte Branche zu wechseln.

Pflegekräfte halten Kliniken den Spiegel vor

Statt Zeitarbeit zu verbannen, ist es wichtig zu erkennen, warum Mitarbeiter*innen kündigen. Es gibt Gründe, warum Fachkräfte für sich keinen anderen Ausweg mehr sehen, als in die Industrie oder in die Zeitarbeit zu wechseln. Wer seine Aufgaben in diesen Bereichen erkennt und ernst nimmt, muss vor dem Personalleasing keine Angst haben, sondern sieht es als wertvolle Bereicherung und Ergänzung.

3. OP-Überlastung durch reguläre Versorgung zzgl. Rückstau

In einem unserer letzten Blogbeiträge haben wir bereits berichtet, dass es für Kliniken nach dem Lockdown eine Herausforderung sein wird, die reguläre Patient*innenversorgung zu sichern und gleichzeitig den massiven Rückstau abzuarbeiten. Die derzeitige Flaute, die vielerorts noch im OP herrscht, ist nicht als Dauerzustand zu interpretieren, sondern als Ruhe vor dem Sturm. Kliniken sind gut beraten, sich jetzt schon darauf einzustellen, dass kompetente und leistungsfähige sowie leistungswillige OP-Kräfte zukünftig mehr denn je gebraucht werden.

Die Ruhe vor dem Sturm nutzen

Es ist schwierig, im Hochbetrieb Strukturen und Prozesse zu verändern. Doch die derzeitige Situation schafft den Raum für Verbesserungen, um für die kommende Situation nach der Pandemie gerüstet zu sein. Auch hier hilft die Zeitarbeit. Während Ihre Leasingkräfte sich um die Standardprozeduren kümmern, können Ihre festangestellten OP-Kräfte sich weiter fortbilden, weiter ausbilden und im Rahmen gewählter Optimierungsprozesse an der Umsetzung von Lean Management und Lean Logistik im OP mitwirken, um Verschwendung zu minimieren.

4. Herausforderungen in der Kompetenz-Sicherung

Derzeit erlebt die Pflege einen starken Zulauf aus anderen Bereichen wie der Gastronomie, die brach liegen. Doch für diesen Zulauf gilt „wie gewonnen, so zerronnen“, sobald diese Branchen zur Normalität zurückfinden. Auf dem Amt scheint die Umschulung vom Kellner zum OP-Pfleger einfach. Dabei wird die benötigte Kompetenz in der OP-Pflege im Hinblick auf Fachwissen, Erfahrung und Stressbelastbarkeit konsequent und systematisch unterschätzt. Es ist ein großer Unterschied, ob es sich bei der bevorstehenden OP um eine Hüft- oder um eine Herz-OP handelt. Dahinter steckt ein anderes Maß an Komplexität als bei der Herausforderung, Pizza oder Pasta zu servieren. Darum sind Qualifizierung, Wissensmanagement und Weiterbildung zentrale Themen nach Corona, um einen sicheren OP-Betrieb inklusive der Ausbildung an Nachwuchskräften sicher zu stellen.

Qualifikation in der Zeitarbeit

Da wir den OP seit über 24 Jahren kennen, wissen wir, dass die Kompetenz und Praxiserfahrung von OP-Kräften entscheidend ist, um einen sicheren und reibungslosen OP-Betrieb auch nach der Pandemie zu ermöglichen. Gleichzeitig erleben wir, dass häufig Äpfel mit Birnen verglichen werden. Doch Qualität kann nicht durch Quantität substituiert werden.

Weitsichtig handeln

Falls Sie derzeit keinen Personalmangel spüren, ist es weitsichtig, sich von dieser Übergangssituation nicht täuschen zu lassen und anders als beim Schweinezyklus antizyklisch zu agieren. Die Flexibilisierung von Arbeit wird über die Pandemie hinaus Bestand haben und Kliniken sind gefordert, sich neu auf die Ansprüche der jungen Generation einzustellen. Seriöse Personaldienstleistung ist auf dem Weg in die Post-Corona-Ära nicht der Feind, sondern eine sichere und zuverlässige Unterstützung, die Flexibilität, Agilität, Transparenz und Planbarkeit ermöglicht.

Qualität in der Zeitarbeit erkennen

Woran erkennen Sie Qualität in der Zeitarbeit? Ein wichtiges Kriterium ist, dass der Dienstleister den OP kennt und als fester Partner an Ihrer Seite ist. Er kann Ihnen aussagekräftige, katalogisierte und aktuelle Leistungsprofile seiner Fachkräfte vorlegen. Diesen Profilen entnehmen Sie die bisherigen Erfahrungen, Einsatzbereiche, vorhandene Weiterbildungen, Interessengebiete, Stärken, Interessen und Kundenrückmeldungen zu jeder einzelnen Fachkraft. Durch den Abgleich Ihrer Anforderungen mit den Leistungsprofilen kann der Personaldienstleister für Sie wirklich gut vermitteln. Sie wissen, ob Sie eine tatsächliche Entlastung erwarten können und ob eine Leihkraft ihr Geld in Ihrem Falle wert ist.

Darüber hinaus gibt es 14 weitere wichtige Punkte zu beachten, die wir für Sie in einer Checkliste zusammengefasst haben. Dieser Checkliste entnehmen Sie schnell und transparent, woran Sie seriöse Personaldienstleister erkennen und worauf zu achten ist, um rechtlich sicher zu agieren und darüber hinaus wirkliche Entlastung im OP zu erfahren.

Checkliste Personalleasing: Besteckreichen kann doch jede*r, oder?!

Ihr 15 Punkte-Check für garantierte Entlastung und Rechtssicherheit im Personalleasing

Weitere Beiträge zum Thema:
OP Pflege Benjamin Schmidt
Menschen

„Man kommt wegen der Leidenschaft – und geht wegen der Bedingungen“

In der Reihe „JR-Porträt“ berichten Klinik-Mitarbeiter:innen aus den verschiedensten OP-, Anästhesie- und Intensivabteilungen über ihre Job-Motivation, Arbeitsbedingungen, den Wechsel in die Zeitarbeit und ihre Erfahrungen im Personalleasing. Dieses Mal im Interview: Benjamin Schmidt, examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger im Operationsdienst und Hybrid-OP-Techniker.

Weiterlesen »
Psychsiche Gesundheit Ausgebrannt Wenn Dauerkrisen krank machen
Menschen

Ausgebrannt? Wenn Dauer-Krisen zu Krankmachern werden

Selbst bei gefestigten Persönlichkeiten wird derzeit schwer an der psychischen Stabilität gerüttelt. Mit leeren Tanks geht es ohne Verschnaufpause direkt in die nächste Dauer-Krise – Burnout und Depression können die Folge sein. Was können wir tun, um irgendwie doch weiterzumachen, ohne allmählich auszubrennen?

Weiterlesen »
Zeitarbeit Pflege wer ist schuld am pflegenotstand
Menschen

Ist Zeitarbeit schuld am Pflegemangel?

Die anderen sind immer Schuld. In diesem Fall: Die Zeitarbeit. Die Hessische Krankenhausgesellschaft klagt an, diese sei systemkritisch und man müsse diese eindämmen. So einfach ist das. Oder doch nicht?

Weiterlesen »

War dieser Artikel hilfreich für Sie?

Für's nächste Mal: OP-News direkt ins Postfach!

Jetzt Premium-Vorteile sichern und Newsletter kostenlos abonnieren!

  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Ihre Daten werden streng vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.