„Ungewöhnliche Lösungen für ungewöhnliche Probleme finden:
Das ist meine Berufung.“

Im Interview:

Prof. Dr. Hans-Joachim Schäfers
Direktor Klinik für Thorax- und Herz-Gefäßchirugie am Universitätsklinikum des Saarlandes

Leiten, sparen, operieren: Wie dieser Chefarzt-Dreikampf gelingt
Eigentlich gibt Professor Dr. Hans-Joachim Schäfers keine Interviews, doch für JR Optimiert® macht er eine Ausnahme. Auf die Minute pünktlich klingelt das Telefon, was bei einer so viel beschäftigten Persönlichkeit besonders positiv auffällt. Doch Pünktlichkeit ist die Tugend der Könige, wie ein Sprichwort sagt. Sie ist ein Indiz für Respekt, Selbstmanagement und Verbindlichkeit. Ohne diese Tugenden wäre es Hans-Joachim Schäfers vermutlich gar nicht möglich, seine 95 Mitarbeiter innerhalb des Klinikums für Thorax- und Herz-Gefäßchirurgie zu führen, selbst zu operieren und nebenbei sein ganz normales Tagespensum zu bewältigen.

Nach einem ganz normalen Arbeitstag von Hans-Joachim Schäfers wären die meisten Menschen am Ende ihrer Kräfte: morgens eine Stunde für die Sortierung der Abteilung, gefolgt von zwei bis vier Operationen, zwischen den OPs fünf bis zehn dringende Telefonate, anschließend 50 bis 60 E-Mails. Nachmittags warten Patienten in der Sprechstunde sowie Kollegen, die einen Rat oder eine Auskunft benötigen. Hans-Joachim Schäfers kommt auf 14-Stunden-Tage mit vollgedrängten Terminplänen und auf 80- bis 100-Stunden-Wochen. „Zeit für eine Pause ist selten“, gibt er offen zu.

Warum gibt es Menschen wie Hans-Joachim Schäfers, die sich einer derartigen Belastung aussetzen? „Ich habe einen verantwortungsvollen Beruf. Das empfinde ich als Privileg“, erläutert er. „Durch meine Arbeit kann ich vielen Menschen helfen. Dabei mag ich die Herausforderung. Es reizt mich, ungewöhnliche Lösungen für ungewöhnliche Probleme zu finden. Das gehört zu meinen Stärken.“

Das zeigt sich zum Beispiel bei seiner praktischen Arbeit am OP-Tisch. Seine Methode, Aortenklappen zu operieren, findet weltweite Anerkennung und macht das Klinikum in Homburg zum Mekka für Herzspezialisten und Patienten aus der ganzen Welt. „Ich gebe mein Wissen an Spezialisten weiter. Ich fühle mich der Wissenschaft und der Medizin verpflichtet, diese über Jahre angesammelte Erfahrung nicht für mich zu behalten, sondern weiterzugeben“, erklärt er. Zu seinen Stärken gehört es jedoch auch, Prozesse zu verschlanken und Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen.

Wie die Erfolgsgeschichte begann

Vor 20 Jahren übernahm Hans-Joachim Schäfers die Direktion des Klinikums, um auch bei wirtschaftlichen Herausforderungen ungewöhnliche Lösungen zu finden und seine Stärken unter Beweis zu stellen. „1993 kam das Kostendämpfungsgesetz. Das war zwei Jahre, bevor ich das Amt angetreten habe.“ Er erläutert weiter: „Den neuen Herausforderungen habe ich mich von Beginn an offensiv gestellt und keinen Stein auf dem anderen gelassen. Bei jeder Handlung, jedem Prozess, jeder Ausgabe und jedem Produkt haben wir uns ganz kritisch gefragt: Brauchen wir das wirklich?“ Ballast und Luxus wurden in seinem Hochleistungsbetrieb rational eliminiert – ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten.

Eine Vorgehensweise, die sich bewährt hat. „Bei konstanten Ausgaben konnten wir die Quantität zwischen 50 und 70 Prozent steigern“, sagt Schäfers. „Seitdem ist unsere Abteilung die Hauptmelkkuh des Klinikums.“ Auf dem Weg zur Effizienz kam die Begegnung mit JR wie gerufen. Er erinnert sich: „Eine leitende OP-Schwester kam auf mich zu und sagte: Da gibt es die Frau Ruppert … Daraufhin haben wir uns zusammen hingesetzt und geprüft, wie wir Zeit und Geld sparen können. Wir wollten ein hohes Maß an Uniformität innerhalb der Sets, Variablen außerhalb der Sets. Unser Ziel war es, nichts wegzuwerfen, sondern ganz nah am Bedarf zu sein.“

Mindestens einmal im Jahr erfolgt der persönliche Austausch mit JR. „So wie die Frau Ruppert denkt, passt sie super zu uns“, erläutert Schäfers. „Sie legt genau wie wir Wert auf eine hohe Qualität. Eine mindere Qualität lohnt sich nicht, wenn ich zehn Minuten mit dem Auswechseln einzelner Teile zubringen muss. Da kommen im Monat schnell mehrere Arbeitsstunden zusammen. Nicht alles, was billig ist, ist auch kostengünstig. Uns geht es um Effizienz.“ Für sein Klinikum sind die OP-Sets von JR keine Luxusausgaben, sondern unverzichtbare Arbeitsmittel, um das hohe Leistungsniveau zu ermöglichen.

Talentsuche

Die größte Herausforderung, die Hans-Joachim Schäfers derzeit sieht: Junge, intelligent-motivierte Talente mit Steherqualitäten finden und langfristig an sein Klinikum binden. Trotz der weltweit guten Reputation seiner Klinik ist das heute deutlich schwieriger als vor 30 Jahren. „In den USA sind bereits 30 Prozent der Stellen nicht besetzbar. Diesen Trend stellen wir auch in Deutschland fest. Die Stadt Homburg ist für die Generation Y als Lebensmittelpunkt häufig nicht attraktiv. Wir haben eine Kombination aus gesellschaftlichen Veränderungen, Fachkräftemangel, Wertewandel bei der Generation Y und der Standortattraktivität. Aus diesen Gründen stehen bei uns die Bemühungen um Jungtalente an erster Stelle.“

Dabei müssen sich Fachkräfte unter Schäfers keine Zukunftssorgen machen. „Überall gehen die Zahlen zurück, doch bei uns gibt es eine Warteliste, da unser guter Service und unser breitgestreutes Portfolio in Fachkreisen bekannt sind.“ Trotzdem sind talentierte Nachwuchskräfte der größte Engpass, der Schäfers derzeit umtreibt.

Im Universitätsklinikum steht in den Leitlinien: „Wir handeln so, wie wir selbst behandelt werden wollen.“. Der Leitspruch lautet: „Mensch. Medizin. Miteinander.“ „Dazu stehe ich“, sagt Schäfers. „Bei aller Effizienz ist es meine Aufgabe als Chef, mir Zeit zu nehmen, persönliche Worte zu wechseln und bei Sorgen bereit zu stehen.“ Und er ergänzt: „Die Interaktion durch schriftliche Prozessdefinition kann einen manchmal wahnsinnig machen. Die administrativen Aufgaben haben in den letzten zwei Jahrzehnten enorm zugenommen, und man braucht klare Spielregeln. Ein kurzer Austausch von Mensch zu Mensch darf nicht zu kurz kommen. Das ist häufig der bessere Weg.“

Die Prozessoptimierung an sich ist ein Vorgang, der nie zu Ende ist. Hans-Joachim Schäfers nutzt dabei sein pragmatisches Talent: „Bisher sind wir ohne die großen renommierten Consulting- und Unternehmensberatungen ausgekommen.“ Gesunder Menschenverstand, die Zusammenarbeit im Team und die Rückendeckung von starken Partnern wie JR sind stattdessen sein Erfolgsrezept.

Was er sich für die Zukunft wünscht?
„Ich wünsche mir, dass ich mein Wissen noch an viele Spezialisten weitergeben und vielen Patienten helfen kann.“

Dabei wünschen wir Herrn Prof. Schäfers viel Erfolg!
Die nächsten Patienten warten schon – und mit Blick auf die Uhr wird es Zeit, das Interview zu beenden.

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