Agilität im Operationssaal
Anpassungsfähigkeit als moderne Kernkompetenz
Anpassungsfähigkeit als moderne Kernkompetenz
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Durch neue Technologien, politische Rahmenbedingungen und den demografischen Wandel verändert sich unsere Welt mit zunehmendem Tempo. Die Strukturen der Arbeit im Krankenhaus müssen sich fortlaufend an die daraus resultierenden Herausforderungen wie die Digitalisierung, den Fachkräftemangel und neue Patienten- und Mitarbeiterbedürfnisse anpassen, um auch in Zukunft leistungsfähig und versorgungssicher zu sein. Agilität wird immer wichtiger. Welche Rolle in diesem Kontext der Einsatz von Leihpersonal im Operationssaal spielt und wie unser vergangenes Firmenevent damit zusammenhängt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
In Kürze
- Im Rahmen des JR-Firmenevents 2024 hielt der Vordenker Reimar Kosack einen Vortrag zum Thema New Work in einer modernen VUCA-Welt, die sich durch Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit charakterisiert.
- Flexibilität und Anpassungsfähigkeit werden mehr denn je Schlüsselkompetenzen für persönlichen und unternehmerischen Erfolg, auch im Operationssaal.
- Ein Positivbeispiel für Agilität im Krankenhaus stellt, neben patientenzentrierten „Case Teams“, Leihpersonal im OP dar, das sich ständig an neue Teams, Prozesse und Vorgaben anpassen muss.
- Weil Mitarbeitende in der Arbeitnehmerüberlassung durch ihre wechselnden Einsätze ständig ihren Erfahrungshorizont erweitern, bringen sie frische Ideen und Ansätze in die Kliniken und können bei der Weiterentwicklung der bestehenden Strukturen unterstützen.
- Agilität im Krankenhaus bedeutet Patientenzentrierung, interdisziplinäre Zusammenarbeit und Bereitschaft zur umfänglichen Veränderung von traditionellen Strukturen und Prozessen.
„Von Tradition zu Transformation“
Unter diesem Motto traf sich Mitte September das gesamte JR-Team am bayerischen Tegernsee zum jährlichen Firmenevent, um die spannenden Zukunftsperspektiven der Branche zu erkunden. Trotz des Regenwetters waren alle Mitarbeitenden freudig gestimmt. Im preisgekrönten Wellness-Hotel verbrachten wir unvergessliche Stunden mit wegweisenden Gesprächen mit bekannten und neuen Gesichtern in der Runde. Ein besonderes Highlight am Samstagvormittag: der Gedankenanstoß des Vordenkers Reimer Kosack, der uns mit seinem New-Work-Vortrag sowohl inspirierte als auch nachdenklich stimmte.
Wie kommt es, dass New Work ein Megatrend wurde? Unsere Welt verändert sich und charakterisiert sich zunehmend durch VUCA, das heißt Unbeständigkeit (Volatility), Unsicherheit (Uncertainty), Komplexität (Complexity) und Mehrdeutigkeit (Ambiguity). Kosack ergänzte an dieses gängige Modell noch ein „P“ für „Pace“ (Tempo): Diese Entwicklung geschieht mit wachsendem, inzwischen rasendem Tempo. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit werden in diesem Zuge mehr denn je Schlüsselkompetenzen für persönlichen und unternehmerischen Erfolg und spiegeln sich auch in neuen Arbeitsformen wie New Work wider.
Anpassungsfähigkeit als Überlebensstrategie
„It is not the strongest of the species that survive, nor the most intelligent, but the one most responsive to change.“ Anhand dieser Aussage von Charles Darwin, einem der bedeutendsten Naturwissenschaftler aller Zeiten, verdeutlichte Kosack, dass in einer sich ständig wandelnden Welt nicht etwa Stärke oder Intelligenz, sondern langfristig Anpassungsfähigkeit entscheidend ist.
Turbulenzen im OP-Tagesprogramm, punktuelle Umstellung auf ambulante Eingriffe, neue, anspruchsvollere Behandlungsmethoden und Integration von Technologien wie Robotik, Virtual Reality und künstliche Intelligenz: der Arbeitsalltag im Operationssaal fordert wahrlich schon heute Flexibilität von Pflege, Chirurgie und weiteren Berufsgruppen im OP ein. Das kurz- und langfristige Anpassen von Abläufen und Prozessen sowie kontinuierliche Weiterbildung sind unumgänglich, um die Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit der Klinik aufrecht zu erhalten.
Man könnte sagen, der Krankenhausmarkt befindet sich mitten in einem darwinistischen Selektionsprozess. Um nicht der „Auslese“ zum Opfer zu fallen, müssen Krankenhäuser innovative und prospektive Strukturen entwickeln, die es ihnen ermöglichen, effizient zu arbeiten und den zunehmenden Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Kostendruck inmitten der VUCA-Welt standzuhalten.
Dass hier nicht alle deutschen Krankenhäuser gut aufgestellt und vorbereitet sind, hat die Corona-Pandemie mit plötzlich auftretenden turbulenten Situationen offenbart. Die organisatorische Resilienz von OP-Organisationen ist zentral, um in Zukunft auf dergleich unerwartete Veränderungen souverän reagieren zu können.
Patientenzentrierung als Innovationsmotor
Agile Methoden wie das „Design Thinking“, bei denen die Nutzerorientierung, das heißt im Gesundheitswesen die Patientenorientierung, im Vordergrund steht, haben in Form eines interdisziplinären und interprofessionellen Teams schon Einzug in Krankenhausprozesse gehalten. Bei komplexeren Krankheitsbildern kann mit einem sogenannten „Case Team“ eine optimalere Patientenversorgung erreicht, Prozesse und Strukturen beweglich gestaltet werden.
„Ihr seid Agilität in Reinform“
Doch nicht nur auf institutioneller Ebene ist im Krankenhaus Agilität gefragt, sondern auch auf individueller Ebene in Form eines agilen Mindsets. Warum kann Leihpersonal im OP hier als Positivbeispiel herangezogen werden?
„Ihr seid Agilität in Reinform“, richtete Kosack in seinem Vortrag seine Worte direkt an die Anwesenden. Durch die Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten sind die Pflegefachkräfte regelmäßig mit neuen Teams sowie verschiedenen individuellen Strukturen und Prozessen der einzelnen Kliniken konfrontiert und müssen sich an die Gegebenheiten anpassen. Agilität ist also etwas, das man sich in der Leiharbeit zwangsläufig aneignen muss. Mit jedem Einsatz gelingt der Start vor Ort souveräner, es heißt, schnell die richtigen Fragen zu stellen, die zu einem guten Überblick beitragen und die Einarbeitungszeit im neuen Haus deutlich verkürzen.
Reimar Kosack
ist Vordenker, Impulsgeber und Wegbereiter für eine neue digitale Denke in Unternehmen mit mehr als 20 Jahren Erfahrung als Sparringspartner, Business-Stratege und Projekt-Realisierer.
Als Vortragsredner gibt Reimar Kosack Impulse zu den Themen Digitalisierung, New Work und New Leadership.
ist Vordenker, Impulsgeber und Wegbereiter für eine neue digitale Denke in Unternehmen mit mehr als 20 Jahren Erfahrung als Sparringspartner, Business-Stratege und Projekt-Realisierer.
Als Vortragsredner gibt Reimar Kosack Impulse zu den Themen Digitalisierung, New Work und New Leadership.
Leihpersonal als Chance für die Transformation?
Mitarbeitende in der Arbeitnehmerüberlassung sammeln durch ihre wechselnden Einsätze in verschiedenen Kliniken und Teams ständig neues Wissen an und arbeiten mit hohem Lerneffekt. Sie bringen daher neben ihrer Arbeitskraft nicht nur frische Ideen und andere Ansätze mit, sondern auch viele Erfahrungen, wie mit Problemen und Herausforderungen am besten umgegangen werden sollte. Diese Eigenschaften und Erkenntnisse sind es, die sie in der dynamischen Umgebung eines Krankenhauses besonders wertvoll machen.
Während festangestelltes Personal manchmal dazu neigt, festgefahrene Arbeitsweisen beizubehalten („Das haben wir schon immer so gemacht.“), kann Leihpersonal durch seinen Blick von außen vor seinem Erfahrungshorizont eine neutralere Einschätzung geben und mit Out-of-the-Box-Ansätzen zur Weiterentwicklung und Modernisierung der bestehenden Strukturen beitragen.
Auf Kosacks Frage, ob die OP-Teams den Mehrwert verstünden, den wir in der Arbeitnehmerüberlassung als kurzfristige Unterstützung bringen, war der allgemeine Eindruck tendenziell negativ: „Oft fasst man eher Neid auf als Wertschätzung“, so eine Mitarbeiterin. „Das Stammpersonal sieht nur, dass wir für unsere Arbeit mehr Geld bekommen, aber keinen Bereitschaftsdienst machen müssen.“ Ein Kollege ergänzt: „Es kommt auch vor, dass die Operateure mit mir zufriedener sind als mit den Festangestellten, das fördert Neid weiter. Die Entbehrungen, die wir für diese Vorteile hinnehmen müssen, dass wir unter der Woche nicht daheim sind und Flexibilität massiv eingefordert wird, sehen sie selten.“ Dabei kann das Stammpersonal von qualifiziertem Leihpersonal nur profitieren, wenn es ihm Vertrauen entgegenbringt und Verantwortung einräumt.
Agilität als individuelle und institutionelle Stärke
- Anpassungsfähigkeit: Schnelles Reagieren auf unvorhergesehene Komplikationen und neue technologische Entwicklungen im OP.
- Flexibilität: Effiziente Durchführung von Operationen durch die Fähigkeit, in unterschiedlichen OP-Teams und bei verschiedenen Eingriffen eingesetzt zu werden.
- Innovationskraft: Einführung und Anwendung neuer chirurgischer Techniken und Technologien zur Verbesserung der Patientenversorgung.
- Resilienz: Stärkung der Widerstandsfähigkeit des OP-Teams bei unerwarteten Herausforderungen, wie medizinischen Notfällen oder technischen Ausfällen.
- Interdisziplinarität: Verbesserung der Behandlungsergebnisse durch enge Zusammenarbeit zwischen Chirurg:innen, Anästhesist:innen, Pflegepersonal und anderen Fachbereichen im OP.
Agilität als Organisationsprinzip
Agilität ist weit mehr als nur eine Methode oder eine Arbeitsweise. Denn flexibles Arbeiten allein macht eine Organisation noch nicht agil. Es geht um ein Mindset, das heißt um eine Haltung, die in jeder modernen Organisation verankert sein sollte.
Im Krankenhaus bedeutet Agilität, dass Patient:innen frühzeitig in den Behandlungsprozess eingebunden werden und ihre Bedürfnisse und Erwartungen im Mittelpunkt stehen. Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit, die fallbezogene Bündelung von Kompetenzen und ein tiefes Patientenverständnis kann die Qualität der Versorgung erheblich gesteigert werden. Agilität bedeutet also auch, dass man bereit ist, traditionelle Strukturen zu überdenken und bei Bedarf radikal zu ändern, um den Herausforderungen der modernen Medizin und der Digitalisierung gerecht zu werden.
Lebenslanges Lernen
Mit seinem Vortrag gab Reimer Kosack uns nicht nur wertvolle Impulse für die tägliche Arbeit, sondern auch eine Vision für die Zukunft der Krankenhausversorgung. In einer Welt, die sich ständig verändert, ist es die Fähigkeit, sich schnell und effektiv an neue Bedingungen anzupassen, mit der man sich behauptet. Besonders wichtig war es Kosack in diesem Zusammenhang uns mit auf den Weg zu geben, dass wir „unsere Säge jeden Tag ein bisschen schärfen“ müssen. Die kontinuierliche Weiterbildung, unter anderem zum Einsatz neuer Technologien wie KI, der Besuch von Fachveranstaltungen und vor allem der fachliche Austausch miteinander verdienen unsere Zeit.
Denn Agilität ist auch die Bereitschaft, sich ständig weiterzuentwickeln und immer wieder neu zu erfinden – ein Prinzip, das sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene angewendet werden sollte, um im dynamischen Krankenhausmarkt der Zukunft bestehen zu können.
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